Ein Blick auf die harten Fakten
Mehr als 30 Prozent der Ausbildungsplätze konnte das Handwerk in vielen Gewerken im vergangenen Jahr nicht besetzen. Erfolgreiche Handwerksbetriebe sind dadurch gezwungen, Aufträge abzulehnen oder sehr weit verschieben. Grund dafür ist unter anderem fehlendes Personal.
Dennoch sehen viele Schülerinnen und Schüler das Handwerk als interessante Berufsperspektive. So besitzen viele grundsätzlich Interesse am Handwerk und sind sogar bereit dazu, lange Wege zu Berufsschulen in Kauf zu nehmen. Die Gründe sind neben guten Berufsaussichten auch zusätzliche Angebote der Unternehmen, wie zum Beispiel Angebote der betrieblichen Altersvorsorge. Diese ermöglicht es zum Beispiel neben einem Sparvertrag für das Alter auch das Risiko der Berufsunfähigkeit abzusichern. Hier bietet der Münchener Verein als Partner der handwerklichen Versorgungswerke allen im Handwerk tätigen maßgeschneiderte Angebote sowie zahlreiche Sonderkonditionen an.
Skepsis und Fehlannahmen erschweren die Suche
Obwohl sich das Handwerk bemüht, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, gibt es auch Vorbehalte. So ist die Arbeit oft körperlich anstrengend. Doch mittlerweile handelt es sich dabei nicht selten um eine Fehlannahme. Ein Blick in den Alltag vieler Betriebe zeigt nämlich, dass insbesondere im Mittelstand neueste Technologien genutzt werden, um die körperliche Anstrengung zu reduzieren. Vom Exoskelett bis hin zum Einsatz von Robotern – das Handwerk ist in Sachen Digitalisierung weit vorne mit dabei! Und das gilt auch, wenn es um kreative Ansätze in der Azubisuche geht.
Es gibt sie, die Lichtblicke
Ein Beispiel ist Guido Fischer, Dachdeckermeister aus Wenigerode, der seine Auszubildenden täglich mit dem Auto abholt, um der fehlenden Infrastruktur des ÖPNV entgegenzuwirken. Die Zahlen zeigen, dass sich die Eigeninitiative auszahlt: 2,7 Prozent mehr Ausbildungsverträge konnten im Vorjahr bereits unterzeichnet werden.
Aber auch Malermeister Geiselhart aus Pfullingen startet mit seiner Werbekampagne “Azubi-Superstar” auf einem innovativen Weg, Werbung für sein Unternehmen zu machen: Aufgerufen wurde zu einem Casting. Gesucht wurden Darsteller, die in einem von vier Recruiting-Clips mitspielen durften. Hierfür wurde mithilfe von Plakaten an Schulen und innerhalb der Region geworben. Dies trug dazu bei, die Anzahl der Bewerbungen im Betrieb mittlerweile zu stabilisieren.
Vom “Ich” zum “Wir”
Alle Beispiele zeigen, was auch der Betrieb von Roman Geiselhart für sich erkannt hat: “Wir” müssen an uns arbeiten, um unsere Marktposition mithilfe von Nachwuchs dauerhaft zu etablieren. Dies führte gemeinsam mit der zuständigen Handwerkskammer zu einem Workshopkonzept, um die Auszubildenden vom ersten Tag an besser im Unternehmen zu integrieren. Getreu dem Motto: “Wir” statt “ich”.